Wie Erich Kästner, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz – schrieb sie aus dem prallen Alltag heraus. Gedichte für das tägliche Leben. „Ich werde still sein, doch mein Lied geht weiter“, sagte Mascha Kaléko einst, und bis heute ist ihr ein eingeschworener Lesekreis treu. In dem intensiven musikalischen Dialog „Die Nachtigall in meinem Garten schweigt“ mit einem Zitat aus dem Gedicht „Herbstanfang“, erinnert die Kölner Sängerin Judith Jakob und der Brühler Pianist Joachim Jezewski im Schafstall an die 1975 in Zürich verstorbene Dichterin.
Judith Jakob und Joachim Jezewski vertonten gemeinsam ihre Gedichte. Markante Punkte ihres Dichterlebens greifen sie auf. Improvisierte Klaviertöne unterstreichen mit schrillen Sekunden Ambivalenz und Turbulenz – die Lyrikerin berührend nahegebracht.
Die Nachtigall in meinem Garten schweigt
„Ein großer Abend der kleinen Form“
mit Judith Jakob (Sprache / Gesang)
und Joachim Jezewski (Klavier)
Judith Jakob studierte Gesang, Schauspiel und Tanz an der Essener Folkwang Hochschule. Schulmusik, Philosophie und Musikwissenschaft studierte Joachim Jezewski. Am „Kleinen Theater Brühl“ ist er musikalischer Leiter und lehrt an der Kunst- und Musikschule Brühl.
Judith Jakob zeichnet das Leben der Dichterin Mascha Kaléko anhand ihrer Verse und Tagebuchaufzeichnungen nach. Musikalisch unterstützt wird sie am Klavier von Joachim Jezewski.
Neben einer bewegten Rezitation der Gedichte, Tagebuchnotizen und Briefe interpretiert Jakob auf wunderbare Weise Verse wie „An mein Kind“ oder „Für Einen“. Das Klavier greift die Stimmung und Atmosphäre auf, imitiert auch mal den Rhythmus einer Schreibmaschine oder schweigt, wenn Stille notwendig ist. Gelungen ist dieser Abend, an dem die Künstler mit Musik, Rezitation und Gesang lebendige Bilder aus dem Leben der Dichterin berührend nah bringen. Wunderschön minimalistisch steht „Mein schönstes Gedicht“ am Schluss. Es ist ein Vierzeiler, den Mascha Kaléko in ihrer poetischen Seele ganz in ihren „tiefsten Tiefen“ verbirgt und nur das „Wie“ der schöpferischen Entstehung preisgibt.
Mascha Kaléko wird 1907 in Chrzanòw, Galizien geboren. 1914 wandert die Familie nach Deutschland aus und zieht nach dem ersten Weltkrieg nach Berlin. Ende der zwanziger Jahre findet Mascha Kaléko Anschluß im Kreis der Dichter und Literaten im „Romanischen Café“, sie trifft dort u.a. auf Tucholsky und Claire Waldoff, man vergleicht sie mit Erich Kästner und dem jungen Heinrich Heine.
Sie ist eine Alltagspoetin, trifft den Ton der Zeit, ihre Gedichte aus dem Alltag der „kleinen Leute“, in denen sie den Berliner Witz und die Trauer und Weisheit aus dem jüdischen Osten vereint, werden begeistert aufgenommen. Ihr erstes Buch, das „Lyrische Stenogrammheft“ wird für die jüdische Schriftstellerin 1933 zum Bestseller.
Nach ihrem zweiten Buch, „Das kleine Lesebuch für Große“ (1935), wird Mascha Kaléko von den Nazis verboten. Ihre Schriften finden dennoch unter der Hand weite Verbreitung. 1938 emigriert sie mit ihrem Mann Chemjo Vinaver und dem gemeinsamen Sohn nach Amerika. Es folgen schwere Jahre, in Armut und Isolation. Sie schreibt wenig.
In den 1950er Jahren legt Rowohlt ihre Gedichte erneut auf. Sie wird für den Fontane- Preis nominiert, doch sie lehnt den Preis ab, da in der Jury ein ehemaliger SA – Mann sitzt.
Aus Liebe zu ihrem Mann und seinem musikalischen Lebenswerk wandert sie nach Israel aus, wo sie stets fremd bleiben wird. Es wird wieder still um Mascha Kaléko. Schicksalsschläge prägen ihr Leben. 1968 stirbt unerwartet der Sohn, 1973 erliegt ihr Mann einem schweren Leiden. 1974 bereist sie zum letztem Mal Europa. Sie hält eine letzte Lesung in Berlin. Mascha Kaléko stirbt 1975 in Zürich.
Heimweh, wonach?
Wenn ich Heimweh sage, sag ich „Traum“. Denn die alte Heimat gibt es kaum.
Wenn ich Heimweh sage, mein ich viel: Was uns lange drückte im Exil.
Fremde sind wir nun im Heimatort.
Nur das „Weh“, es blieb.
Das „Heim“ ist fort.
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